Audi 80 LS
Eigentlich wollte ich mal selbst ausprobieren, was es wohl war, das die 02er von BMW so beliebt gemacht hat damals. Freude am Fahren - Haha: Die hatte ich ja grade beim TüV verloren. Bei der kurzen Mitfahrt in einem 1802 auf der Autobahn nach dem Motorschaden am Simca damals, wusste ich ja schon, dass so ein Teil relativ leise und komfortabel reisen konnte. Aber ich wollte es selbst erleben und begab mich auf die Suche nach einem geeigneten Exemplar. Die 2002 und speziell die Ti waren mir zu teuer damals und ich fand einen 1602, der mir passabel erschien. Es stand aber nur 1600 dran, was mir der Verkäufer auch nicht erklären konnte. Außerdem war er in Orange, was mich rein optisch auch ziemlich abtörnte. Das Baujahr war 1969 und dafür fand ich das Teil einfach zu teuer. Für den gleichen Betrag stand in der Halle auch ein Audi 80 LS aus 1973 und in weiß sah er auch ganz gut aus. Den Ausschlag gab aber seine Automatik. Das hatte ich noch gar nicht besessen und es interessierte mich. Er hatte auch weniger äußere Alterserscheinungen als der BMW und so schlug ich kurzentschlossen zu.
Ein paar Tage später holte ich ihn ab und beim Wenden in der engen Wohnstraße stellte ich fest, dass er links herum einen extrem kleinen Wendekreis hatte und rechtsrum dafür einen umso größeren. Eine Einstellung der Spurstangen konnte das korrigieren. Die Automatik war die damals übliche 3-Gang-Variante, die wie ich herausfand, mit dem 4-Zylinder-Motor nicht so optimal harmonierte. Oft schien die Schaltung nicht recht zu wissen, was der Fahrer vorhatte und hielt die Drehzahl hoch. Dann nimmst Du natürlich etwas Gas weg und er schaltet abrupt hoch. Mit etwas Eingewöhnung konnte ich diese Effekte verringern, aber glücklich machen konnte es mich nicht.
Andererseits war er mit seinen 75 PS recht gut motorisiert und verhältnismäßig sparsam. Wir unternahmen damit einige Reisen durch Deutschland, Österreich bis nach Italien.
Eine der wenigen Reparaturen wurde allerdings direkt am ersten Reisetag in den Süden fällig: Tausch der Wasserpumpe. Das war wohl ein häufiges Phänomen bei Stadtautos auf ungewohnter größerer Reise.
Sehr nervig war die Position des Sicherungskastens, den man fast nur mit dem Rücken auf dem Seitenschweller liegend einsehen konnte. Nicht sehr nett, bei Nacht und Nebel eine Sicherung zu wechseln.
Der Audi 80 war mein erstes Auto mit Frontantrieb (Citroen 2CV zählt nicht zur Kategorie Auto) was meiner Meinung nach allerhand Fahrspaß verhinderte. Nur im Winter 78/79 konnte er so richtig seine Stärken ausspielen: Mit Schneeketten ausgerüstet und Mut zum Schwung holen war ich damit King of the Road. Die Hamburger Schneeräumer waren über viele Tage nicht in der Lage die Randgebiete und schon gar nicht die Nebenstraßen von der weißen Pracht zu befreien. In meiner Wohnstraße kam außer mir Niemand aus der eingeschneiten Garage (die meisten fuhren dort Benz und BMW) aber am 2.Tag der Schneekatastrophe trafen sich alle Anwohner mit Schippen auf der Straße. Das war toll.
Gegen Ende 79 bewarb ich mich bei Adolf Werner als Juniorverkäufer und wurde angenommen zum 2.1.1980. Das bedeutete deutlich weniger Einkommen während der Ausbildungszeit, aber ab Tag 1 einen damals noch kostenlosen Dienstwagen mit Benzinkontingent. Ich bekam einen BMW 316. Er war zwar nicht schön, so in Sepia Braun und auch nicht toll ausgestattet, aber das war ich ja gewöhnt. Es war allerdings ein Neuwagen mit Kilometerstand Null.
Damit war der Audi natürlich für mich überflüssig und ging in die Hände meiner Freundin über. Haben Autos eine Seele? Der Audi jedenfalls muss es gemerkt haben, denn schon bald entdeckten wir eine unangenehm große blaue Wolke beim Gas geben. Schaftdichtung gerissen und damit wirtschaftlicher Totalschaden. By the way: Dieser Audi war der letzte, auf mich selbst zugelassene Pkw. Alle späteren Autos in Familienbesitz wurden wegen der Beamtenversicherung auf meine Frau zugelassen. Nur mein Motorrad blieb meins.